Arbeiten

Künstlerische Position

Die Auseinandersetzung mit Spuren der Veränderung und Auflösung durch Zeit, Natur und menschliche Eingriffe ist ein wesentlicher inhaltlicher Schwerpunkt meiner künstlerischen Arbeit. Das Aufeinandertreffen von Spuren des Wachsens und des Verfalls macht die Fragilität der Existenz als Prozess ständiger Wandlung deutlich.

Ich arbeite mit Formen und Strukturen aus meinem unmittelbaren Umfeld, mit zufälligen Funden, aber auch mit Fundstücken, die ich gezielt an „Erinnerungsorten“ sammle, um sie in neue inhaltliche und ästhetische Zusammenhänge zu bringen. Das Gefundene wird transformiert: verändert, reduziert und arrangiert. Durch die Bearbeitung verliert es seine ursprüngliche Funktion und Materialität, wird zu etwas Abstraktem, einer Linie, einer Fläche, zu seriellen Mustern und Formen. Die individuelle Geschichte des Fundstücks bleibt erahnbar, tritt aber in den Hintergrund und macht neuer Bedeutung Platz.

Die Sicherung dieser Spuren gelingt mit plastischen Papierabformungen. Über die Abguss-Technik lassen sich die Oberflächen und Strukturen realer Objekte manifestieren.
Ich habe ein spezielles Abgussverfahren mit Papier entwickelt, das Oberflächenspannung und Stabilität mit der Leichtigkeit von Papier verbindet. Damit eröffnet sich die Möglichkeit mit geöffneten Formen zu arbeiten und sie frei im Raum zu installieren. Innen und Außen können sich durchringen und der umgebende Raum oder die Wand werden zum Teil der Plastik.

Eine weitere Art der Umsetzung ist die Kombination der Abgussformen mit Holzkörpern. Die Abformungen werden als Negativformen auf Holzflächen aufgezogen, bzw. in Holzkästen eingepasst. Die gewachsenen Strukturen aus der Natur werden im Kontrast zur glatten Oberfläche sichtbar. Es entstehen versunkene Reliefs oder Objekte, die durch Formum-kehrung neue Sichtweisen erschließen.

 

" was bleibt"Galerie Kloster Karthaus, eine Annäherung von Christina Biundo im Oktober 2017  

... Ihr künstlerisches Interesse konzentriert sich in der Ausstellung „was bleibt“ auf die Verarbeitung von Gefundenem aus der Natur, namentlich von Zweigen, Ästen und Baumstämmen, in eine abstrakte künstlerische Form. Sie überführt ihr Ausgangsmaterial aus seinem gewohnten Kontext heraus in eine neue, ungewohnte Realität. Zweige, Äste und Baumstämme werden dabei zu eigenständigen Zeichen und Formen. Aus ihrem Kontext gelöst entstehen so abstrakte, zwei- oder dreidimensionale Raumzeichnungen, die ihre Umgebungen neu definieren. Ute Krautkremer arbeitet in einer speziellen, sehr langwierigen Art des Papierabdrucks und transferiert hierbei positive Zustände und Materialität ihres Ausgangsmaterials einerseits in abgedruckte Negativformen auf streng geometrischen Bildträgern, andererseits in entmaterialisierte Hüllen, die eigenständig ihren Raum greifen, oder, in dreidimensionalen Körpern eingelassen, den vorgegebenen Körper auflösen und ihm eine ganz neue Bedeutung geben. Es entstehen ästhetische Gebilde, abstrakte Formen, eigenständige Zeichen - eine lesbare Semantik, die sich aus sich selbst heraus definiert. Schön und verstörend zugleich. Denn an manchen Stellen im Bild oder Plastik ist erkennbar, dass Ute Krautkremer ihr Ausgangsobjekt verbogen oder zerbrochen und ihm ihre eigene Ordnung aufgezwungen hat. Denn ihre künstlerische Intension ist nicht, die sichtbaren Phänomene der Welt abzubilden, sondern vielmehr eine künstlerische Welt mit einer eigenen Ordnung entstehen zu lassen. Sie verzerrt die Wirklichkeit und erschafft so etwas Neues, das zwar vertraut ist, gleichzeitig aber irritiert. Alles scheint aus dem Kontext gerissen und ohne Zusammenhang für sich zu stehen. Sie spielt mit der Illusion der Nachahmung und der Vertrautheit, zerbricht diese aber direkt wieder, indem Sie Verletzungen und Spuren der Veränderung als Gestaltungselement mit in ihre Arbeiten einbezieht. 

Warum tut sie das? Was ist ihr künstlerisches Interesse dabei?

Es geht um das Bewusstsein und die Kenntnis über die unumstößliche Vergänglichkeit und das ständige Vergehen von allem was diese Welt belebt und besiedelt. Um Verlust und Verfall. Um die Suche, nach dem was bleibt, wenn die Existenz im Jetzt zu einer Erinnerung in der Vergangenheit wird. Es geht wie der Titel der Ausstellung sagt, um das was bleibt. Was an Spuren und Zeichen von Leben bleibt, um sie dem Prozess des Vergessens zu entreißen und um ihnen eine neue, geklärte Erscheinungsform und eine Präsenz im Jetzt zu geben. Entzeitlichung und Entmaterialisierung sind dabei zentrale Begriffe. Waren Ast und Baumstamm in ihrer realen Erscheinungsform schwer gefüllt mit Leben, entleert Krautkremer sie im künstlerischen Gestaltungsprozess. Sie stellt sie frei. Gibt Ihnen die Möglichkeit sich selbst zu erklären, ohne sich auf ihren bekannten Kontext berufen zu müssen. In einem fast poetisch zärtlichen Arbeitsprozess tastet die Plastikerin die Wirklichkeit oder besser die wirkliche Substanz des organischen Ausgangsmaterials, die sich unter ihren Händen schon fast auflöst, die zerfällt und sich in etwas Vergangenes, in Vergangenheit aufzulösen scheint ab. Sie klärt den Zustand dabei, konzentriert sich auf die äußere sichtbare und tastbare Hülle. Im Arbeitsprozess entstehen ein Außen und ein Innen. Die positive Form desUrsprungsmaterials formt die gleichzeitig die innere, wie die äußere Form des Abgusses. Krautkremer bezeugt in ihrer entleerten, leichten, schwerelosen Papierübersetzung die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und neu interpretiertem Jetzt. Entzeitlichung wird zur Synchronizität der temporären Zustände. Das eine ist im Begriff zu zerfallen, gibt seine einzigartige Existenz auf, und das Neue setzt eine Zeichen der Allgemeingültigkeit. Die wesenhaften Existenz wird zur abstrakten, überordneten Form, die für sich steht und im Jetzt verhaftet ist und die eine neue Ordnung aufweist. Denn Krautkremer verändert in ihrem Arbeitsprozess die Ordnung der uns vertrauten Wirklichkeit, nutzt ihre zerbrechliche Ordnung um eine eigene, neue Ordnung herzustellen, verkehrt Innen und Außen, zeigt Durchblicke, die so in der Realität der organischen Welt nicht gesehen werden können. So entsteht ein Spiel mit Blickwinkeln und Perspektiven, dasselbst in der festen abstrakten Form die Erscheinung der angenommenen Wahrheit verändert. Es entsteht eine künstlerische Ordnung, eine weitere Wahrheit, die den Zufall in den Entstehungsprozesses miteinbezieht. An dieser Stelle wird deutlich, dass zu keinem Zeitpunkt des künstlerischen Prozesses die Absicht bestand, die Wirklichkeit einfach wiederzugeben. Vielmehr zeigt sich, dass Ute Krautkremers Arbeiten sich von der Realität lösen und zu intensiv erfahrbaren Zeichen einer übergeordneten Ordnung werden. 

  Ute Krautkremer arbeitet sehr poetisch verfällt aber an keiner Stelle in einen Erzählmodus. Sie schaut achtsam auf scheinbar selbstverständlich vorhandene Phänomene dieser Welt, wie sie wachsen und wie sie wieder vergehen. Sie gibt ihnen eine zeitliche Komponente und Beständigkeit, die nur der künstlerische Prozess fähig ist zu geben. Sie entreißt sie, entleert sie verwandelt sie und ordnet sie neu. Zeichen, die dem Wandel unterworfen eine neue Wirklichkeit bilden. In Anlehnung an den Wandel all dessen, was unsere Welt formt. In Anlehnung an das Leben.

 

 Skulptur / Installation

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 Wandarbeiten / Relief

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 Ausstellungsräume

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Überblick - Arbeiten von 1986 - 2018

Entwicklung 1986 - 2018