Kunst bei Tent

Krautkremer stellt aus

Rz vom 04.12.2008, Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach

Koblenz.    Ihre keramische Vergangenheit merkt man ihr kaum noch an. In den vergangenen Jahren hat sich die 1958 in Koblenz geborene und in Spay lebende Ute Krautkremer weitestgehend von ihr entfernt - und ist sich trotzdem , wie ihre neuen Arbeiten zeigen, die jetzt die Galerie Tent vorstellt, künstlerisch nicht untreu geworden.

Wer ein bisschen genauer hinschaut, wird deshalb Züge von dem erkennen, was einst in den keramischen Objekten Krautkremers auffiel, die nach dem Abitur Bildende Kunst mit den  Schwerpunkten Plastik und Keramik in Mainz studierte. Da ist beispielsweise die zeichnerische Linie, die damals vor allem Mittel zur Gestaltung der „Haut“  dieser Arbeiten war und die sich jetzt verselbständigt und verräumlicht hat.
Nun erinnert das an „ écriture automatique“, einer unbewussten Schrift aus Draht „geschrieben“, in Objektkästen eingebracht, teilweise mit real gezeichneten Linien kombiniert und zusätzlich belebt durch Licht und Schatten.

Bekanntes von früher

Nicht weniger bekannt vorkommen wird dem Betrachter das Spiel mit Positiv- und Negativformen, das die Künstlerin unter anderem in ihrer Serie von Portraitabgüssen treibt. Auch in dieser Technik ist das Keramische noch präsent. Es sind Arbeiten, die nach dem ersten trügerischen, den zweiten ergründenden Blick verlangen, um im Gegenteil von konvex und konkav, sowie von erhaben und eingesunken herauszufinden, welches Gesicht denn nun real greifbar ist und welches nicht.

Das, sagt die Künstlerin, mache sie ganz bewusst so, um den in Bilderfluten gegen seinen Untergang anstrampelnden Betrachter, zum genauen Hinschauen zu animieren. Ein fast pädagogisches Motiv, erklärbar vielleicht auch mit ihrer kunsterzieherischen Arbeit an der Schule, die gleichfalls zu ihrem Tätigkeitsbereich gehört.

Und von den Keramiken her vertraut sind schließlich auch die Formen, mit denen die experimentierfreudige Ute Krautkremer in ihren Reliefs arbeitet: schwingende, tanzende Elemente aus einer selbstangesetzten Papiermasse (Anm.: Papierabgüsse), die eine Leichtigkeit erlaubt, die sich mit Ton kaum erzielen ließe. Der ist allenfalls noch als Mittel zum Zweck, als Medium, mit dem sich reales abformen lässt wie beispielsweise Fragmente und Ornamente der von Untergang bedrohten Bopparder Kunstvilla Belgrano. Reales, das also zumindest als Nachguss weiterexistieren wird. Und zwar zum Fries arrangiert, in dem Farben und Formen miteinander in einen Dialog treten.