Kunst im Kreishaus

Verführung zum mehrfachen Hinsehen (Rheinpfalz v. 31.10.2002)

Ausstellung Kreisgalerie SÜW Landau v. 27.10. - 29.11.2002

Ausstellung mit Fotoarbeiten von Helga Persel und
Plastiken von Ute Krautkremer im Kreishaus Landau

Bild: 5 Objektkästen (Fotos H. Persel), Pappmaché-Objekte U. Krautkremer

Auf Helga Persels Fotoarbeiten steht die Welt auf dem Kopf, oder sie ist in Streifen geschnitten. Ob Landschaft oder Stadt, Straße oder Kornfeld, Rasen- und Waldstück, Hecke blühend oder herbstlich kahl: Persels "C-Prints" auf Holz, die derzeit im Kreishaus der südlichen Weinstraße zu sehen sind, verführen den Betrachter dazu, ein zweites und ein drittes Mal hinzusehen, selbst den Kopf muss er immer mal wieder schräg legen, um die fotografischen Dinge "ins Lot" zu bringen.

Dabei macht das, was die 1959 in Köln geborene und in Mainz und Wien ausgebildete Künstlerin präsentiert, von Weitem gesehen, eigentlich einen sehr ganzheitlichen und sozusagen natürlich gewachsenen Eindruck. Erst wenn man näher tritt merkt man - bei "Red Dots" zum Beispiel, einer 16teiligen Arbeit auf Holz oder auch diversen "Straßenfunden" - , dass Helga Persel ihre Fotografien sehr eigenwillig handhabt, sich kaum je an Rechts oder Links, an ein Oben oder Unten hält, überhaupt, wie im Film, Szenarien aneinander schneidet, die im realen Leben wenig miteinander zu tun haben.

Selbst Jahreszeiten kann sie so miteinander kombinieren: ein winterkahles Feld mit einem aufreizend grünen Rasen. Oder Häuserwände mit Straßenpflaster oder aufgeplatztem Asphalt. Nur die zum Bild werdende Materialität spielt eine Rolle. Alles scheint gleich wichtig und alles ergibt ein Stillleben: die tote, schon halb skelettierte Maus und die Herbstlandschaft, die zerdrückte Cola-Dose auf dem Pflaster, die zertretenen Johannisbeeren im Rinnstein.

Spröder, aber ebenfalls vielfältig ist Ute Krautkremer in ihrer Kunst, mit einer großen Bandbreite an Materialien und einer sehr ausgesuchten, raffiniert kontrastierenden Farbigkeit. Ihre Plastiken aus Keramik, Pappmachee, Bronze oder Aluminium spielen - sofern sie abstrakt sind - mit Volumen und Leere, mit Durchblicken und Blickbarrikaden, mit pflanzlichen und geometrischen Analogien.

Bild: Wandinstallation 150 x 150 cm, Büste -R- (Pappmaché) U. Krautkremer

Aber auch das Figurative reizt die 1958 in Koblenz geborene Künstlerin, die ihre Ausbildung gleichfalls an der Mainzer Uni absolvierte, bisweilen auch dessen serielle Umsetzung.

Ihre männlichen und weiblichen Büsten erinnern jedenfalls von Ferne an Stifterfiguren aus der Spätgotik: Strenge, schmale, blicklose, fast asketische Gesichter, die keinerlei Gemütsregung zeigen. Wenn nicht markante farbliche Akzente ihre Unauffälligkeit nicht immer wieder korrigierte. Eine roten Haube beispielsweise oder ein schwarze Lackfrisur passend zum lila Kleid. (gaw)

Info

Bis 29. November, montags bis Mittwoch 8 bis 17 Uhr, Donnerstag 8 bis 18 Uhr, Freitag 8 bis 13 Uhr.
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Donnerstag, 31. Okt , 03:45 Uhr