Kunstverein Ingelheim
Duftige Urformen schweben frei im Raum
Kunstforum Rheinhessen präsentiert Werke zum Thema "FLUT-LICHT" im Alten Rathaus in Ingelheim
AZ vom 13.01.2007 (Heike Sobotta)
INGELHEIM "Das sind ja tolle Bilder", schwärmte eine Besucherin bereits vor den offiziellen Eröffnungsreden. Das Kunstforum Rheinhessen ist zu Gast in der Rotweinstadt und die neue Präsentation des Essenheimer Kunstvereins erfuhr im Alten Rathaus von Nieder-Ingelheim am Eröffnungsabend breiteste Zustimmung.
Unter der Überschrift "FLUT-LICHT" zeigen zwölf Künstlerinnen und Künstler aktuelle Arbeiten in den verschiedensten Techniken aus dem Bereich der Bildenden Kunst. Es ist die fünfte Ausstellung des rührigen Vereins in Ingelheim. Andreas Preywisch, der Vorsitzende des Kunstvereins, stellte die Künstlerinnen und Künstler vor, in die Werke führte der Kunsthistoriker Peter Forster aus Mainz ein. Er assoziierte zur Teilnehmerzahl zwölf die Apostel. Da diese im frühen Mittelalter noch nicht namentlich benannt wurden, verzichtete auch er darauf, sie einzeln namentlich zu nennen. Vielmehr stellte er Überlegungen zur Kunsterfahrung des einzelnen Betrachters und zu Aussagen der Kunstwerke an. "Die Ausstellung stellt, bewusst oder unbewusst, durchaus die Frage danach, wie heute die künstlerische Bilderproduktion in die Vorstellungs- und Entwurfsprozesse und damit in die Realität eingreifen", formulierte er. Generell bescheinigte er den Künstlern, dass sie mit ihren Malereien, Fotografien, Skulpturen und Installationen eine wirklich sehr gelungene Ausstellung geschaffen haben.
Insgesamt lädt das breite Ausstellungsspektrum nicht nur zum Verweilen und Interpretieren, sondern immer wieder zur Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen und Problemen ein: etwa die eindringlichen Bilder vom Irakkrieg im großen Saal der ersten Etage. Die Ingelheimer Künstlerin Ursula Sirrenberg setzt mit ihren "Blumen des Bösen", wie sie ihre Acrylbilder überschreibt, ein eigenes "Flut-Licht auf Tabus". "Hoch geschürzt zu Blumen locken Kinderkleider. Verlockung und Missbrauch liegen eng beieinander", so die Malerin zu ihren Bildern. Leise Geräusche und blaues Licht empfangen den Besucher beim Betreten eines anderen Raumes. Dort schweben "Urformen", Gebilde aus Silikon, frei im Raum, die duftig leicht wirken, sich aber als stachelig entpuppen. "Die von mir dargestellten Szenen scheinen bekannt und alltäglich zu sein, sind aber nicht greifbar, sie schweben und sind undefiniert", so die Künstlerin.
Das Ensemble "Night-Lights" untermalte die Vernissage musikalisch. Die zwölf ausstellenden Künstler sind: Nicole Ahland, Bettina Herdina, Nikola Jaensch, Ute Krautkremer, Yvonne Murray, Susanna Storch, Ursula Sirrenberg, Eva Vettel, Hans-Peter Stark, Elke Heydecke, Katja Theinkom, Helmut Zavecz.
Ausstellungsdauer: bis 11. Februar, Öffnungszeiten: Sa 14 bis 18 Uhr, So 11 bis 18 Uhr,
Kuratoren: Anita Grimm-Borchert, Andreas Preywisch.